Die Bekämpfung der »Neuen Armut« haben sich die
Organisatoren des Schwimm-Marathons auf die Fahnen geschrieben, doch viele
Leute, die nicht so mit der Thematik vertraut sind, werden mit diesem Begriff
vermutlich wenig anfangen können. Im Vorfeld der elften Auflage des Lions Schwimm-Marathons haben wir uns bei
zwei Empfänger-Organisationen in Eupen und St.Vith erkundigt, worin ihre Arbeit
besteht und weshalb sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind.
Die Aufgabe der St.Vither Organisation, die für die fünf Eifelgemeinden
zuständig ist, ist es, Objekte zu finden, die es lohnt zu renovieren. Bei der
Wohungssuche werden die Antragssteller aktiv miteingebunden: »Die Leute sollen
Eigenverantwortung übernehmen. Deshalb gibt es auch einmal im Monat ein Treffer
der Mietergemeinschaft, wo Alltagsfragen beantwortet werden (Wie wähle ich?).
Außerdem wird die Möglichkeit geboten, sich ein soziales Netz aufzubauen«,
verdeutlicht Britta Plattes die Wichtigkeit dieser Treffen. Im Moment verwaltet
»Wohnraum für alle« etwa 25 Wohnungen und Häuser. Hinzu kommen noch Mieter,
die nicht vertraglich gebunden sind. Konkret läuft es so ab, dass den
Vermietern Garantien gegeben und die Mandatsverträge übernommen werden.
Eine etwas andere Aufgabe nimmt der seit 115 Jahren bestehende Eupener
Vinzenzverein wahr, dessen Präsident seit 17 Jahren Eddy Kittel ist. Der Verein
setzt sich seit jeher für die Armen der Stadt ein und im Gegensatz zu weit
verbreiteten Annahmen ist das Aufgabengebiet in der jüngeren Vergangenheit
nicht kleiner, sondern eher größer geworden: »Wir haben uns zum Ziel gesetzt,
die armen Leute zu unterstützen. Das Geld, das uns gespendet wird, wird den
Betroffenen nicht direkt ausgezahlt. Vielmehr investieren wir die Spendengelder
für die Notdürftigen«, erklärt Eddy Kittel. Es werden beispielsweise
Rechnungen bezahlt, sei es für Heizmittel oder Medikamente. Kittel unterhält
in Eupen ein Büro, in dem er jeden Montag von 8.30 - 11.30 Uhr eine
Sprechstunde abhält, während der ihm »die Leute ihr Leid klagen«.
Als Problem beschreibt der Präsident des Eupener Vinzenzvereins die
nachlassende Spendenbereitschaft der Bevölkerung: »Ohne die finanzielle Hilfe
der Serviceclubs kämen wir nicht mehr über die Runden«, bedauert Kittel,
schließlich leben die Vinzenzvereine ausschließlich von Spenden. Deshalb sind
die Erlöse aus dem Schwimm-Marathon umso wichtiger, zumal der Bedarf der
Hilfsleistungen gestiegen ist: »Ich höre manchmal den Satz: In Eupen gibt es
doch keine Armen. Dies entspricht nicht der Realität.« Es verhalte sich sogar
so, dass manche Menschen, die eigentlich auf Hilfe angewiesen wären, sich aus
Scham nicht an den Vinzenzverein wenden würden, obwohl die Unterstützung
anonym verlaufe: »Wenn wir Hausbesuche machen, gehen wir immer abends. Es ist
schade, denn ich weiß, dass es noch mehr Leute gibt, die dringend auf Hilfe
angewiesen wären. Aber man kann keinen zwingen.«
Seit mehr als einem Jahr unterstützt der Vinzenzverein außerdem
Krebspatienten, die sich nach Abschluss ihrer Chemotherapie die teuren
Medikamente nicht leisten können. In Absprache mit den Apothekern wird ohne
einen großen Verwaltungsaufwand geholfen, denn die Rechnung wird diskret an den
Vinzenzverein weitergeleitet. (te)
Das schweizerische Wörterbuch der Sozialpolitik definiert
»Neue Armut« so: »Neu an der Armut ist, dass sich heute die Faktoren, die
Armutssymptome erzeugen können, vervielfacht haben. Ein völlig unerwarteter
Schock (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) kann das Gleichgewicht zwischen Verfügbarkeit
der Ressourcen und Fähigkeit, sie zu nutzen, stören, ohne das der Verlust des
Arbeitsplatzes notwendigerweise einen übertriebenen Verlust der finanzielle
Ressourcen zur Folge hätte. Dies bedeutet, dass die neue Armut den ganzen
Sozialkörper durchdringt, sie befällt nicht ausschließlich Personen, die
unter einer bestimmten Einkommensgrenze leben.«
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