Überragende Bestleistung mit über 99 000 Längen

Nach mehr als einem Jahrzehnt, in dem sich das Konzept bewährt hat, stellt sich eine gewisse Routine bei der Vorbereitung ein. Aber wenn der Tag gekommen ist - traditionell der letzte Mittwoch im Monat Januar - , weicht die Abgeklärtheit der Freude, über den tausendfachen Einsatz für die gute Sache.

Die sportliche Leistungsfähigkeit der Teilnehmer am Schwimm-Marathon, das war bei der zwölften Auflage nicht anders, mag sich stark unterscheiden, am Ende verfolgen die Schwimmer doch nur ein Ziel: Den Kampf gegen die »Neue Armut«, und dieser ist jeden zurückgelegten Meter wert, egal ob man nun zwei oder 200 Längen zurückgelegt hat. Über die Bilanz des Schwimm-Marathons seit seiner Premiere im Jahr 1996 würde sich jedes Wirtschaftsunternehmen freuen, schließlich können Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde vermeldet werden. Daran änderte sich auch in diesem Jahr nichts, in dem mit 99186 Längen ein überragender Rekord erreicht wurde (bisherige Bestmarke 87927 aus dem Vorjahr).

Nord und Süd vereint

Es wurde in den letzten Tagen auf Grund eines Kernspintomographen wieder verstärkt über den Anflug eines Nord-Süd-Konflikts in der Deutschsprachigen Gemeinschaft diskutiert. Beim Schwimm-Marathon taucht dieses Thema überhaupt nicht auf, schließlich sind die »Wettkampfstätten« paritätisch verteilt (hier Eupen und Kelmis, dort St.Vith und Worriken). Die Solidarität mit den vom Leben weniger begünstigten Menschen kennt keine Grenzziehung zwischen den Höhen des Venns und den Niederungen des Eupener Lands. Bereits am Dienstagabend begann in Eupen der Schwimm-Marathon. Neben Triathleten und Mitgliedern des Lions-Clubs waren auch schon Schüler der Pater-Damian-Schule dabei.

Zwar fiel die ursprüngliche Idee eines Nachtschwimmens mit attraktivem Rahmenprogramm auf Grund von Bedenken der Eltern buchstäblich ins Wasser, aber immerhin wurde bis Mitternacht schon kräftig geschwommen. Dies alles unter den zusehenden Augen von Guido De Bondt, Generalsekretär des Belgischen Olympischen und Interföderalen Komitees (BOIK), der einer Einladung von Paul Ortmann gefolgt war (siehe Artikel anbei).

Früh unterwegs

Dem Beispiel Eupen folgend wurde in diesem Jahr in Kelmis und auf Initiative von Sportschöffin Christine Baumann in St.Vith ein Frühschwimmen organisiert. Dieses Angebot wurde rege genutzt und so konnten die Reporter des Belgischen Rundfunks (BRF) um 10 Uhr vermelden, dass in den vier Schwimmbädern bereits mehr als 20000 Bahnen zurückgelegt worden waren. Nicht nur ostbelgische Austauschschüler nehmen im Übrigen fern der Heimat am Schwimm-Marathon teil, sondern auch Eifeler Schüler, die zurzeit ihren Skiurlaub in Kärnten verbringen. Auch Sportministerin Isabelle Weykmans unterstützte den diesjährigen Schwimm-Marathon. Wie ihre Pressesprecherin Nathalie Wimmer mitteilte, zog Weykmans schon in den frühen Morgenstunden ihre Bahnen im Eupener Hallenbad. »Für den guten Zweck springe ich auch gerne mal ins kalte Wasser«, wurde die Ministerin zitiert.

Auf Grund des Starts am Dienstagabend sollten die Organisatoren im kommenden Jahr eigentlich über eine Namensänderung nachdenken, denn ein Marathon ist die größte Breitensportveranstaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft schon längst nicht mehr. Vielmehr wäre eine Anleihe beim Motorsport zutreffender, wenngleich der Schwimm-Marathon noch kein richtiges 24-Stunden-Rennen ist, da nachts eine kurze Pause eingelegt wird.

Diese hatten die Teilnehmer gestern ebenfalls nötig, der eine schon nach zwei Bahnen dem Becken mit einem stöhnenden »Boah, eh!« entsteigend, der andere, weil austrainiertere Schüler/Sportler erst zig Bahnen später. Der unterschiedliche Fitnesszustand der Schwimmer zeigte sich zudem bei den Startsprüngen, wo vom eleganten, Franziska van Almsick zur Ehre gereichenden Startsprung, über den klassischen Bauchplatscher bis zum das Wasser hoch aufspritzen lassenden Sprung mit angezogenen Beinen alles zu sehen war. Zu der neuen Bestmarke, die die erträumten 100000 Längen nicht mehr als Utopie erscheinen lassen, trugen alle bei.

Von Thomas Evers