Rappender Parlamentspräsident, schwimmende Alemannia-Profis und ein neuer Rekord

Leistungssteigerungen werden auf natürliche Weise erzielt

Eigentlich bietet sich in den vier Schwimmbädern in Eupen, Kelmis, St.Vith und Bütgenbach (Worriken) seit zwölf Jahren am letzten Mittwoch im Januar, wenn der Schwimm-Marathon ausgetragen wird, das gleiche Bild.

Vormittags bevölkern die Schüler der Deutschsprachigen Gemeinschaft die Bäder. Mit Gekreische und Gejohle werden die Schwimmer lautstark angefeuert. Nach dem Schwimmen ist vor dem Apfel-essen, denn traditionell erhalten die Schüler jeweils einen Apfel. Nachmittags ändert sich die Tonlage und auch die Geschwindigkeit scheint abzunehmen. Bedächtig ziehen nun die Schwimmer ihre Bahnen, die von den Schulklassen ausgehende Hektik, ist einer gewissen Ruhe gewichen. Bei der 13. Auflage des Schwimm-Marathons wurde gestern mit 99371 Längen (Eupen: 32046, Kelmis: 19951, Bütgenbach: 25132, St.Vith: 20595, Brüssel und Neuseeland: 910 sowie Eumavia Neu-Löwen) der Vorjahresrekord um 319 Längen verbessert.

Die jährliche Jagd nach Rekorden rückt den Schwimm-Marathon in die Nähe des Leistungssports. Unter Generalverdacht, in den vor allem Ausdauersportler seit Jahren angesichts immer neuer Dopingenthüllungen geraten sind, stehen die Teilnehmer gleichwohl nicht. Die Leistungssteigerungen beim Schwimm-Marathon werden - jedenfalls so weit das von außen festgestellt werden kann - auf natürliche Art und Weise erzielt. In diesem Jahr wurden in allen Bädern deutlich mehr »Frühschwimmer« registriert. Zudem hat sich der Schwimm-Marathon längst zu einer 24-Stunden-Veranstaltung entwickelt, da bereits am Dienstag geschwommen wird.

Zwischenzeitliches Plus

Dieser Umstand trug in erster Linie dazu bei, dass bereits um 14.30 Uhr ein Plus von rund 6000 Längen im Vergleich zum Vorjahr registriert werden konnte. Auffallend war zudem, dass immer mehr Schwimmer Spendengelder in den Schwimmbädern abgaben. Für jede Länge zahlen die Lions-Clubs 20 Cent. Mit dem Erlös des Schwimm-Marathons wird wie gehabt notleidenden Menschen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft geholfen. Um 19 Uhr, als der Schwimm-Marathon in seine letzte Stunde ging, waren knapp 82000 Längen zurückgelegt worden, das Zittern, ob es erneut zu einer Bestmarke reichen würde, begann. Am Ende reichte es, wie eingangs erwähnt, ganz knapp.

Obwohl sich der Ablauf von Ostbelgiens größter Breitensportveranstaltung seit der Premiere nur in Nuancen verändert hat, gibt es als Beobachter dennoch in jedem Jahr etwas Neues zu entdecken. An die Spitzenpolitiker (angeführt von Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz) der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die für den guten Zweck ins Wasser springen, hat man sich fast schon gewöhnt. An einen rappenden Parlamentspräsidenten dagegen weniger. Wenige Tage, nachdem Louis Siquet seine erste CD veröffentlicht hatte, ging der SP-Politiker bereits auf Tour. Dem »königlichen« Auftakt in Brüssel sollte sich eigentlich eine Clubtournee durch die ostbelgischen Schwimmbäder anschließen. Auf Grund eines zeitlichen Engpasses beehrte Siquet schließlich nur das Kelmiser Hallenbad. Sein Auftritt in der Karnevalshochburg an der Göhl vor zahlreichen Jecken entschädigte allerdings für vieles. Außerdem brachte die Soloeinlage 955 Euro ein, denn der Belgische Rundfunk hatte den Auftritt mit einem Wetteinsatz verbunden. Damit erhöhten sich die Einnahmen am BRF-Spendentelefon auf knapp 8000 Euro.

Profis Der Parlamentspräsident stellte sogar die teilnehmenden Profifußballer Jérôme Polenz, Patrick Milchraum und Thorsten Stuckmann in den Schatten. Das Trio von Zweitligist Alemannia Aachen sorgte gestern Mittag für einen der Höhepunkte im Eupener Schwimmbad, obwohl ihre Leistungen angesichts von 26 zurückgelegten Längen allerdings eher bescheiden war. Dafür standen die Fußballer bereitwillig für Autogramme oder Erinnerungsfotos zur Verfügung. Zudem sorgte Al-Aix, das Maskottchen der jungen Alemannia-Fans »Alemni«, für Unterstützung.

Von Thomas Evers